Auch im Geschäftsleben begegnet sie einem – die emotionale Achterbahnfahrt. Dennoch weiß jeder Unternehmer und jede Unternehmerin, die schon mal vor existenziellen Herausforderungen, beispielsweise einem Firmenverkauf standen, dass vor allem rationale Herangehensweisen dem Wohl des Unternehmens dienen.
Die turbulenten Ereignisse der letzten Monate haben viele Unternehmen aus der Bahn geworfen. Die allmählich auslaufenden staatlichen Liquiditätsstützen haben viele österreichische KMU dennoch nicht davor bewahrt, rote Zahlen zu schreiben. Häufig sind ein Firmenverkauf oder die Insolvenz die logische Konsequenz. Auch aktuelle Angaben der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) bestätigen, dass in den kommenden fünf Jahren mehr als 40.000 Unternehmensübergaben bzw. Firmenverkäufe anstehen. Der Nachfolgemarkt also boomt.
Was bei anstehenden Akquisitionen, von der Käufersuche bis hin zum Vertragsabschluss zu beachten ist und wie sich Unternehmen bestens auf die Unternehmensnachfolge vorbereiten können, erzählt der renommierte M&A-Experte Dr. Florian Koschat, Vorstand der Pallas Capital Advisory AG, im gemeinsamen Interview.
Herr Dr. Koschat, aktuell beobachten viele Expert:innen einen starken Anstieg der Unternehmenstransaktionen. Viele Firmenverkäufe sind auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Gibt es Branchen, die besonders betroffen sind und wie schätzen Sie die derzeitige Lage im Markt ein?
Man kann im gesamten Mittelstand diese Tendenz erkennen. Das ergibt viele Chancen, denn mittelständischen Unternehmen in Österreich sind sehr gut aufgestellt und haben grosses Potential. Auch wir haben dies erkannt und haben das Programm „vom Manager zum Unternehmer“ entwickelt. Viele Menschen in leitenden Positionen wollen gerne Unternehmer werden, aber von null anzufangen ist oft schwer und riskant. Wir kaufen daher einen bestehenden mittelständischen Betrieb gemeinsam mit dem Manager, der dann in die Geschäftsführung geht und auch Anteile hat. Eine win-win Situation für alle Beteiligten.
Wird für das Lebenswerk ein Nachfolger gesucht, greift man vor allem in traditionellen Geschäftsfeldern auf eine Betriebsübernahme zurück. Ob aus den eigenen Reihen oder extern – die Nachfolge geht immer mit finanziellen Veränderungen einher. Haben Sie Tipps, die Unternehmer:innen anwenden können, um den Deal an der Finanzierung nicht scheitern zu lassen?
Sie haben es auf den Punkt gebracht. In der Regel verkauft man sein Lebenswerk nur einmal in seinem Leben. Daher fehlt die Erfahrung. Mein wichtigster Tipp: Holen sie sich in jedem Fall Experten, die Ihnen zur Seite stehen. Der Experte sollte langjährige Transaktionserfahrung haben. Zum Beispiel steht mein Team auch für kostenlose Erstgespräche zur Verfügung. Tipp 2: Ziehen sie alle Finanzierungsvarianten in Betracht, vom Mezzaninkapital bis zum Factoring.
Das klingt logisch. Oft versteckt sich in den Assets, sprich in den Forderungen eines Unternehmens, viel Potenzial. An welche Stellen kann man noch schrauben, um den Unternehmenswert zu maximieren?
Folgende Bereiche sollte unter die Lupe genommen werden: Personal, Vertrieb, Kosten, Anlagevermögen, alle Forderungen, Mietverträge und Businesspläne.
Neben der Finanzierung spielen bei der Betriebsübernahme auch der richtige Zeitpunkt oder ein starkes Team eine wichtige Rolle. Aus Ihrer praktischen Erfahrung: Welche Hausaufgaben sollen Unternehmer:innen vor einer M&A-Transaktion nicht vergessen?
Das Unternehmen voll auf Wachstum ausrichten, die Finanzen im Griff behalten, ein internes Team für die Due Diligence aufbauen, Kosten bereinigen und rechtzeitig einen guten Berater auswählen.
Auch für den Käufer ist nach der Kaufpreiszahlung noch nicht alles getan. Häufig müssen interne Prozesse verschlankt oder modernisiert werden – gerade das kostet Zeit und Geld. Welchen Weg empfehlen Sie Ihren Klienten, um das Maximum an Liquidität auszuschöpfen?
Wir empfehlen immer an allen Schrauben zu drehen. Sehr gute Erfahrungen haben wir mit Umschuldungen und Factoring gemacht.
Und jetzt nochmal ganz persönlich: Erkennen Sie bestimmte wiederkehrende Muster, wenn ein Nachfolger gesucht oder ein Unternehmen gekauft wird? Was sind die häufigsten Gründe für einen Unternehmens(ver)kauf?
Es ist definitiv der fehlende Nachfolger aus der eigenen Familie und dann die fehlende Erkenntnis, dass man rechtzeitig handeln muss. Im 80sten Lebensjahr ist es oft zu spät, eine Transaktion vorzubereiten und dann auch durchzuziehen
Die Pallas Capital AG unterstützt Unternehmen und Immobilien-Entwickler im DACH-Raum bei finanziellen Vorhaben. Ob beim Unternehmensverkauf, im Prozess der Nachfolgeregelungen bis hin zur Strukturierung von strategischen Beteiligungen und Zukäufen, sowie von bankenunabhängigen Finanzierungen.
Dr. Florian Koschat ist ein österreichischer Investmentbanker. Als CEO der Firma PALLAS CAPITAL setzt er sich vor allem für mittelständische Unternehmen und alternative Finanzierungslösungen ein.